Lammert deckt falschen Doktor

In einem Antwortschreiben an Kathrin Vogler, Bundestagsabgeordnete der Linken, hat Bundestagspräsident Norbert Lammert abgelehnt, die Wahl im Wahlkreis Steinfurt III anzufechten.

In einem Antwortschreiben an Kathrin Vogler, Bundestagsabgeordnete der Linken, hat Bundestagspräsident Norbert Lammert abgelehnt, die Wahl im Wahlkreis Steinfurt III anzufechten. Er bezweifelt, dass der falsche Doktortitel, den sein CDU-Kollege Dieter Jasper im Wahlkampf führte, wahlentscheidend gewesen sein könnte. Vogler hatte eine Überprüfung gefordert, nachdem bekannt geworden war, dass Jasper seinen Titel in einer schweizerischen Titelmühle gekauft und dies so lange verschwiegen hatte, bis ein ordentlicher Wahleinspruch nicht mehr möglich war.
In seiner Begründung geht Lammert allerdings nicht auf das Argument ein, dass angesichts des knappen Wahlausgangs schon die Beeinflussung weniger Wählerinnen und Wähler, den Ausschlag gegeben haben könnte.
Kathrin Vogler kommentiert die Entscheidung von Lammert: „In einer aktuellen Stunde am heutigen Donnerstag wird es um die Käuflichkeit von Politik durch die Wirtschaft gehen, konkret um die Sponsoring-Affäre der CDU-Ministerpräsidenten Rüttgers und Tillich. Der Fall Jasper geht noch einen Schritt weiter: hier hat ein Unternehmer sich einen Doktortitel gekauft, um damit seine politische Karriere zu befördern. Statt sich bei seinen Wählerinnen und Wählern für diesen Betrug zu entschuldigen, stellt Jasper sich auch noch selbst als Betrogener dar. Jetzt ist der Kreisvorsitzende der Union, Landesminister Karl-Josef Laumann gefordert, in seiner Partei reinen Tisch zu machen und Jasper zur Rückgabe seines Mandates aufzufordern.“
Unabhängig von der Entscheidung des Bundestagspräsidenten erwartet Vogler gespannt das Ergebnis des Ermittlungsverfahrens bei der Staatsanwaltschaft Münster. „Titelmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Das muss sich in der Union offensichtlich noch herumsprechen.“

Auch der Kreissprecher Andreas Neumann zeigte sich über diese Entscheidung überrascht: Ich habe nicht damit gerechnet das eine so seriöse Person wie Herr Lammert, hier parteipolitisch entscheidet! Wir werden im Landtagswahlkampf weiterhin auf Themen setzen und nicht auf Personen. Unsere drei Kandidaten im Kreis werden zeigen das sie auch ohne Doktortitel, die Probleme in diesem Land erkannt haben und Lösungen anbieten werden. Nicht ganz ernst gemeint erklärte Neumann das man auch gar nicht das Geld hätte einen Titel zu kaufen, weil man für Gespräche mit den Bürgern völlig kostenlos zur Verfügung stehe!